Von Baumriesen, Mooswinzlingen, einer Himmelsleiter und einem Silberstollen

Um die außergewöhnlichen Baumriesen fotografieren und die Himmelsleiter erklimmen zu können, mussten wir letzten Samstag erst mal nach Wüstenrot (ca. 6800 EW) fahren. Auch wer den Ort, der im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald auf einem Plateau auf rund 500 Meter über NHN liegt, nicht kennt, hat sicher schon mal was von der gleichnamigen Bausparkasse gehört, obwohl die benachbarte Konkurrenz aus Schwäbisch-Hall fast noch bekannter ist. So ist das halt hier im Land der „Häuslebauer“. Ohne sparen geht’s halt nicht 😉 wenn man ein Haus sein Eigen nennen will.

Allerdings sind wir wegen der schönen Natur, den vielen, gut ausgeschilderten Wanderwegen und der guten Luft nach Wüstenrot hinauf gefahren (13 Kilometer von uns) und haben eine kleine, aber sehr abwechslungsreiche Wanderung unternommen. Wüstenrot gehört zum Landkreis Heilbronn, weshalb hier am Wochenende recht viel los ist!  

Unsere Wanderung begann bei den Mammutbäumen, die wirklich sehr sehenswert sind. Und wie sind sie dahin gekommen?

König Wilhelm hatte 1865 in Amerika die Samen erworben, um die Bäume in der Wilhelma in Bad Cannstatt anzupflanzen. Da man zu viele Sämlinge (4000) hatte, verkaufte man sie an Gemeinden und Privatleute. So kommt es, dass sich heute in Parks und Gärten über 135 Jahre alte Exemplare des Giganten finden. Die Mammutbäume in der Wilhelma habe ich auch schon mal bestaunt.

Auf ein Foto bekommt man die Mammutbäume nicht drauf, denn sie stehen mitten im Wald.  Sie sind inzwischen fast 50 Meter hoch und bald 150 Jahre alt.  Wie wir alle wissen, können diese Mammutbäume bis 4000 Jahre alt werden.   Diese hier haben also zwei Weltkriege überlebt und sie werden auch die Corona-Pandemie gesund überleben und uns sowieso alle miteinander!   Beeindruckend!

Von den Mammutbäumen aus kommt man irgendwann auch einmal zur berühmten „Himmelsleiter“.  Es handelt sich hier um eine Douglasie, aus der 66 Stufen herausgearbeitet wurden.  Die Treppe führt vom Himmel hinab in die Hölle?   Also wir kamen an einem kleinen Rinnsal von Bach heraus, einer Klinge.

Hier herrscht wirklich eine sehr verwunschene Stimmung inmitten von Wald, kleinem Bach, den großen Bäumen und dem bunten Laub der Bäume. 

Als begeisterte Pilzesammlerin ließ ich natürlich meinen Blick auch überall hin schweifen. Speisepilze haben wir nur wenige gefunden, aber diese winzigen „Moosbewohner“ sind sehr kleine Pilze und in Wirklichkeit nicht größer als ein paar Millimeter.  Sie faszinieren mich immer wieder. Genauso wie andere seltene Pilze. Die mussten natürlich auf ein Foto gebannt werden.

Wie klein diese „Mooswinzlinge“ – so nenne ich die gerne – sind, sieht man am blühenden Moos.  Wie kleine Geweihe ragen sie aus dem Moos heraus.

Erdsterne, ein ebenfalls nicht häufig anzutreffender Pilz!

Anschließend führte ein schmaler Trampelpfad immer weiter bergab bis zum „Silberstollen“ bestehend aus den Gängen „Unverhofftes Glück“ (127,6 m lang) und „Soldatenglück“ (34,85 m lang).

Es geschah im Jahre 1772 als ein Friedrich Ziegel behauptete, dass vor 200 Jahren in Wüstenrot ein reiches Silberbergwerk war. Dieses Gespräch verfolgte ein Gast des Hauses, Bergrat Riedel aus Sachsen, welcher den Prälaten Öttinger dazu überredete hierfür noch andere Personen zu interessieren und an der Fundstelle ein Bergwerk entstehen zu lassen. Ein wahres Silberfieber wurde entfacht, doch leider wurde außer  ein wenig Kupfer wurde nichts gefunden. Schließlich glaubten die Leute dem sauberen Herrn Riedel, trotz aller Raffinesse,  nicht mehr, verkauften ihre Anteilscheine oder verzichten feierlich auf diese.  Riedel wurden Bergsiegel und Bergamtsbuch abgenommen und er wurde in Löwenstein verhaftet und sogar verurteilt. So zu lesen auf dem Informationsschild am Eingang.

Beide Stollen sind jedoch heute aus Sicherheitsgründen (Gefahr von herabstürzendem Geröll) und aus ökologischen Gründen (Schutz der Tierwelt in den Stollen) nicht mehr begehbar.  Das war an diesem Tag der tiefste Punkt unserer Wanderung.  Vom Stollen aus machten wir uns auf den Rückweg.  Jetzt erst stellte sich heraus, dass wir sehr lange bergab gewandert waren und nun wieder die Höhen von Wüstenrot erklimmen mussten.   Dazu gehörte auch, dass wir die Himmelsleiter nun tatsächlich  von unten Stufe für Stufe  „Richtung Himmel“ erklommen.  Zuletzt sahen wir noch ein Hinweisschild zur Friedrichsquelle ( auf etwa 485 m ü. NHN ) mit Kneipp-Becken. Allerdings war das dann wenig spektakulär, wenn auch landschaftlich sehr schön gelegen.  Ein Foto gibt’s nicht, aber unerwähnt möchte ich die Quelle nicht lassen, denn im Sommer ist das Kneippbecken sicher ein Anziehungspunkt, um nach einer Wanderung die Füße zu kühlen.  

Morgen endet der Oktober. Golden war er nicht, nicht mal sonnig, aber über Regen beschweren wäre jetzt wirklich nicht angebracht.  Im November werden die Wanderungen eher seltener werden, dafür walken wir dann mal öfter wieder mit den Stöcken, um fit zu bleiben.  Die Fahrrad-Saison ist zu Ende, obwohl wir doch tatsächlich am Sonntag noch mal eine schnelle 40 Kilometer-Runde gefahren sind. Nächste Woche folgt der zweite Lockdown.  Diese Corona-Pandemie ist ein Alptraum und ich fürchte, sie wird uns noch lange erhalten bleiben. Diesem Beitrag wird wohl eine kleine Pause folgen, denn worüber soll ich berichten, wenn wir doch alle zu Hause bleiben sollen. Aber wer weiß, vielleicht schenkt uns der November noch trockene, sonnige Tage und einige nähere Ziele zum Wandern haben wir schon auf unserer Liste.

Achtet auf euch und andere, seid vorsichtig und haltet Abstand, schützt euch mit Masken und bleibt bitte gesund!

 


13 Gedanken zu “Von Baumriesen, Mooswinzlingen, einer Himmelsleiter und einem Silberstollen

  1. Ja, liebe Sigrid, es ist wirklich unverstaendlich fuer einen normal denkenden Menschen.
    Ein paar (??) Worte dazu:
    – bei vielen seiner Waehler kommt seine – vorsichtig ausgedrueckt – rauhbeinige Art (so) gut an, weil sie selber so sind
    – viele sind – und das nicht so ganz zu Unrecht – von den Demokraten enttaeuscht
    – viele fuehlen sich – auch wieder nicht ganz zu Unrecht – von der Politik im Stich gelassen, und da kommt so ein Demagoge natuerlich ganz recht, vor allem, weil er eben kein Berufspolitiker ist
    – sein finanzielles Agieren, das an Betruegerei zumindest grenzt, wird ihm als Cleverness ausgelegt [Man wuerde auch so handeln, wenn man nur koennte]
    – er repraesentiert/vertritt eine bildungsferne Schicht, die Bildung sogar ablehnt
    – die strengglaeubig radikalen Evangelikalen waehlen ihn, weil er ihnen die Moeglichkeit gibt, ihre religioesen Ansichten durchzusetzen
    – es gibt immer noch zu viele Weisse, die das Rad der Geschichte zurueckdrehen wollen und die natuerlich ihre Felle unter den Demokraten wegschwimmen sehen
    Aus zwei Interviews:
    – Vor der Wahl 2018 wurde ein Anhaenger Trumps gefragt, ob er denn keine Angst habe, Trump wuerde Amerika ruinieren. Die Antwort, „Das ist mir egal, solange nicht die sch***liberalen schwulen Demokraten regieren.“
    – Vor ein paar Tagen sagte ein Farmer in Kalifornien, er werde Trump waehlen, weil der die Einschraenkugen fuer den Umweltschutz wieder aufgehoben hatte; sodass er sich jetzt nicht mehr darum zu kuemmern braucht.
    Zur Landwirtschaft schau auch mal in den Artikel hier [https://is.gd/hgTH5W] in der Welt rein: sehr aufschlussreich!
    Und jetzt noch etwas zu Melania. Da habe ich meine ganz eigene Meinung, und die ist nicht gerade positiv: fuer mich macht es keinen Unterschied, ob man sich am Strassenrand fuer ein paar Euros verkauft, oder vom Laufsteg weg fuer einige Millionen. Du verstehst, was ich meine.
    Vom zweitenLockdown habe ich gelesen. Und ich kann nur bestaetigen: Ihr seid wirklich gut aufgehoben, nicht nur im Gesundheits- sondern auch im Staatssystem.
    Liebe Gruesse, und bleibt gesund,
    Pit

    Gefällt 1 Person

    1. Vielen Dank, lieber Pit, für diese ausführlichen Erläuterungen. So gesehen, verstehe ich jetzt zumindest, warum Trump so viele Wähler hat. Ich verstehe ja auch hier nicht, wie man die AfD wählen kann. Auch hier ist ein großer Teil der Wählerschaft nicht grade mit Bildung gesegnet und Rassismus allgegenwärtig in deren Köpfen. Ich finde diese Leute genauso unerträglich wie Trumps Anhänger. Bleibt gesund und vorsichtig, LG Sigrid

      Gefällt 1 Person

      1. Zu „AfD“ stimme ich Dir voll und ganz zu. Und selbst i Deutschland gibt es – ich sehe es immer wieder in Kommentaren in deutschen Zeitungen – ganz verbohrte Trumpianer.
        Macht auch Ihr es gut und bleibt gesund,
        Pit

        Gefällt 2 Personen

    1. Vielen Dank Alex, ja wir haben ganz viel Wald, nämlich den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Um so einen großen Wald bei Dortmund zu finden, fuhren wir entweder Richtung Haard oder südlich nach Hagen. Hier haben wir den Wald vor der Haustüre! Deshalb wollte ich auch wieder zurück, denn ich liebe die Natur direkt vor der Haustüre! Liebe Grüße, Sigrid

      Gefällt 1 Person

  2. Hallo Sigrid, einfach traumhaft. In diesen Blätterwald da kann man so richtig eintauchen. Sehr schön fotografiert. Erholung pur. Liebe Grüße Wolfgang

    Gefällt 1 Person

  3. Merci pour ce beau partage…. Tes photos sont superbes je souhaite pour toi que novembre soit plus sec et tu pourra peut-être effectuer quelques belles balades encore mais je crois que vous êtes en semi- confinement …. c’est un cauchemar ce virus….Bon week-end. Bises

    Like

    1. Merci beaucoup Georges!
      Bien que ru aimes les photos :-). Et oui, ce virus est un cauchemar qui ne semble pas se terminer. Terrible! Je suis heureux de vivre dans une petite ville où nous pouvons tous garder nos distances. Bises, Sigrid

      Gefällt 1 Person

  4. Liebe Sigrid,
    dass es auch in Deutschland Mammutbaeume gibt wusste ich noch nicht. Danke fuer die Info! Wir haben uns die 2005 in Kalifornien [https://wp.me/p4uPk8-2ZZ] angesehen.
    Apropos „Himmelsleiter“: Ihr seid ja gut in Form. Alle Achtung!
    Liebe Gruesse, und bleibt auch Ihr gesund,
    Pit

    Gefällt 1 Person

    1. Danke Pit, aber ja, hier gibts viele Mammutbäume, allerdings weit verstreut. In dem Wald habe ich ungefähr 6 Stück entdeckt und in unserer Wilhelma in Stuttgart gibt’s einen ganzen Wald. Alles damals vom König so gewünscht 1865 als er die Samen aus Californien mitbrachte. Selbst hier in Öhringen haben wir einen stehen, kommen wir oft dran vorbei im Hofgarten und auch sonst sieht man die immer wieder – nur nicht so mächtig wie dort bei Wüstenrot. Bleibt ihr auch gesund und hoffentlich ist Trump bald Vergangenheit! Liebe grüße, Sigrid

      Gefällt 1 Person

      1. Hallo Pit, wirklich? Wir hier verstehen die Amerikaner nicht. Wie kann man so einen Menschen zum Präsidenten wählen? Alles, was bisher zu seiner Vergangenheit gezeigt wurde, ist erschreckend! Kein Wunder auch, dass der mit unserer Kanzlerin nicht klarkommt. Die ist geradezu das Gegenteil von ihm in ihrem scharfen Verstand gepaart mit Sachlichkeit. Habe sie noch nie ausflippen sehen….. Aber Trump mag ja Angie auch überhaupt nicht. Ist halt keine Melania (oder wie sie auch immer heißt). Sie kommt mir vor wie ein Püppchen! Ein unsymphatisches Paar. Ich habe Barack Obama bei Instagram abonniert. Er tut ja unglaublich viel, um das Ruder rum zu reißen, aber ich glaube auch schon nicht mehr dran! Liebe Grüße, Sigrid
        P.S. Ab morgen gilt der 2. Lockdown in diesem Jahr. Es ist eine schreckliche Zeit für alle, aber wir fühlen uns hier gut aufgehoben in unserem Gesundheitssystem.

        Gefällt 1 Person

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.