Vor ziemlich genau einem Jahr deutete ich in meinem Beitrag Ehrenamt & Netzwerke knĂŒpfen kurz an, dass fĂŒr unseren Wohnort (ca. 23.000 EW) die EinfĂŒhrung eines kostenlosen „Seniorenmobils“ fĂŒr Ă€ltere MitbĂŒrger geplant ist und ich mich dafĂŒr interessiere, Teil dieses Projektes zu werden – natĂŒrlich ehrenamtlich.
Irgendwann im FrĂŒhjahr war es soweit. Der Stadtseniorenrat Ăhringen bat zum ersten Treffen fĂŒr Interessierte. Dieser hat das Projekt auch ins Leben gerufen. Da fĂŒhlte nicht nur ich mich angesprochen, sondern auch mein Mann, so dass wir beide am ersten Info-Treffen teilnahmen. Gesucht wurden Leute fĂŒr den Fahr- sowie Telefon(bĂŒro)dienst und das neue grĂŒne Mobil wurde uns bei der Gelegenheit auch gleich vorgestellt. Finanziert wurde das Fahrzeug aus Spendengeldern von hier ansĂ€ssigen Zaharztpraxen, wobei das Geld aus gespendetem Patienten-Zahngold stammt, was auch groĂ und deutlich auf dem Fahrzeug steht. Erstaunlich, was da zusammen kam. Immerhin reichte es fĂŒr einen auffĂ€llig grĂŒnen, weithin gut sichtbaren VW Caddy mit bequem hohen Sitzpositionen, komfortablen SchiebetĂŒren bei den RĂŒcksitzen fĂŒr den bequemen Ein- und Ausstieg, Navigation, einem groĂem Kofferraum, in welchem bei Bedarf gleichzeitig zwei Rollatoren und noch zusĂ€tzlich Einkaufstaschen Platz finden können sowie weiteren technischen Besonderheiten – z.B. autonomes Einparken. Sehr lustig auszuprobieren, aber anwenden? Noch parke ich selber schneller ein als das Auto „alleine“.

Warum ĂŒberhaupt ein Seniorenmobil, wenn es doch Stadtbus und S-Bahn gibt?
Wir haben hier zwar einen durchaus gut funktionierenden Nahverkehr und Stadtbusse, das ist schon richtig, aber viele Ziele sind eben nicht direkt mit dem Bus zu erreichen, die „Kunden“ wohnen manchmal weit weg von Haltestellen oder in entfernten Ortsteilen von Ăhringen, sind eingeschrĂ€nkt mobil und mĂŒssen sogar direkt an der HaustĂŒr abgeholt, ins Auto und bis vor die TĂŒr der Arzt- oder Physiotherapiepraxen gebracht werden. Hier, wo es noch lĂ€ndlich zugeht, wird zwar auch Nachbarschaftshilfe noch groĂ geschrieben, aber inzwischen gibt es oft keine Nachbarn mehr, die tagsĂŒber zu Hause sind. Da war eine andere Lösung gefragt.
Unser Seniorenmobil-Team besteht inzwischen aus rund 20 Ehrenamtlichen, die ĂŒbrigens alle ein einwandfreies polizeiliches FĂŒhrungszeugnis benötigen. Es können nur Ziele innerhalb Ăhringen angeboten werden. Fahrten in andere Orte sind nicht vorgesehen. Pro „Seniorenmobil-Fahrtag“ von 8 bis 18 Uhr kommen zwei Fahrer zum Einsatz, die jeweils fĂŒnf Stunden fahren. Zuvor am Dienstag jeder Woche werden die WĂŒnsche der SeniorInnen zwei Stunden lang am Telefon entgegengenommen, koordiniert und danach ein Fahrauftrag als Excel-Datei am Computer zu erstellt, den die Fahrer noch am selben Tag per Mail erhalten. Eigens fĂŒr diesen Zweck musste ein Notebook angeschafft werden, das ebenfalls aus Spendengeldern finanziert werden konnte.  Alle Teammitglieder sind vernetzt ĂŒber Telefon, Mail und teilweise What‘ sApp, so dass immer ein Austausch stattfinden kann.
Wer wann Zeit hat fĂŒr den Fahrdienst, wird von einem Teammitglied koordiniert und mittels Listen an alle ĂŒbermittelt. Ebenso gibt es einen Dienstplan fĂŒr den Telefondienst. Dort tragen wir uns ein, wann wir Zeit haben einen Dienst zu ĂŒbernehmen. Das klappt inzwischen alles recht gut.
Das Seniorenmobil fĂ€hrt – wie gesagt – immer am Donnerstag von 8 bis 18 Uhr.
Die hÀufigsten Ziele:
- Arztpraxen
- Praxen fĂŒr Krankengymnastik/Physiotherapie
- Hallenbad
- SupermÀrkte
- Apotheke
- Frisör
- Seniorenheime, um andere Senioren oder Angehörige zu besuchen
- Kurse und Veranstaltungen beim Seniorentreff Ăhringen „Haus an der Walk“ (Link)
Fotoquelle: Seniorentreff Ăhringen
Das „Haus an der Walk“ liegt sehr idyllisch am Rande des Hofgartens zu FĂŒĂen der Stiftskirche und dem Ăhringer Schloss. Dort treffen sich die Ăhringer Senioren zu allerlei AktivitĂ€ten. Der Anbau ( Foto links) ist ein lichtdurchfluteter Raum, in dem sich nicht nur Senioren wohl fĂŒhlen :-), sondern auch das Seniorenmobil-Team, das sich dort zweimal pro Jahr trifft, um Erfahrungen auszutauschen und sich besser kennen zu lernen.
Inzwischen ist der Fahrauftrag donnerstags randvoll. Im Viertelstundentakt mĂŒssen unsere Fahrer von Termin zu Termin fahren. SchlieĂlich mĂŒssen unsere Senioren nicht nur gebracht, sondern auch wieder geholt und nach Hause gebracht werden. Zwecks besserer Kommunikation gibt es im Fahrzeug ein Smartphone, dessen Nummer auch die meisten Arztpraxen kennen, so dass wir angerufen werden, wenn jemand abgeholt werden möchte.
KĂŒrzlich wurde bereits darĂŒber diskutiert, dass eventuell noch ein halber Tag zusĂ€tzlich gefahren werden muss, um alle WĂŒnsche zu erfĂŒllen. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass alle Teammitglieder ehrenamtlich tĂ€tig sind und weitere Fahrtage auch eine gröĂere Anzahl Fahrer erfordern.
Wir beide sind auch immer noch dabei und ich bin sowohl im BĂŒro als auch im Fahrdienst tĂ€tig. Deshalb war es heute mal an der Zeit, ĂŒber dieses Ehrenamt zu berichten. Ăbrigens nicht mein einziges, das ich seit ich hier in Ăhringen wohne angenommen habe.
Unser Seniorenmobil ist ein „Gewinn“ fĂŒr unsere kleine Stadt und die Menschen, die wir fahren, danken es uns mit lĂ€chelnden Gesichtern und vielen „Dankeschöns“.
Einen schöneren „Lohn“ kann es nicht geben und so werde ich – und auch meine TeamkollegInnen – weitermachen bis ich eventuell selbst mal das Seniorenmobil in Anspruch nehmen muss,  was hoffentlich noch in sehr weiter Ferne liegt!                            Â
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Einen sehr gute und auch schöne Idee. So gehört sich das.
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Ja, wenn es viele gibt, die ehrenamtlich dazu bereit sind. Ich glaube ja, dass es auf dem Land dafĂŒr viel mehr Bereitschaft gibt als in den StĂ€dten. Hier gibt es fast niemand, der nicht irgendwo ehrenamtlich engagiert ist, auch noch in hohem Lebensalter. Gehört hier mit zum „Gemeinschaftsfeeling“ đ LG, Sigrid
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Die Idee mit dem gespendeten Zahngold finde ich ja mal super. Sowas besitze ich zwar nicht, aber wenn ich welches hĂ€tte, hĂ€tte ich es fĂŒr so einen Zweck auch gerne gegeben. Ich finde es klasse, dass ihr euch ehrenamtlich so sehr engagiert. Hut ab.
Liebe GrĂŒĂe
Liane
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So ein Seniorenmobil isat wirklich eine gute Idee. Hier in Fredericksburg – ohne jeglichen ĂPNV – wuerden wir es noch wesentlich dringender brauchen.
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Eine tolle Aktion mit Vorbildcharakter. Sicher eine riesige Bereicherung fĂŒr den Ort. Die Senioren werden dies bestimmt ausgiebig nutzen. Liebe GrĂŒĂe Wolfgang
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Ja, manche lassen sich sogar zweimal pro Fahrtag irgendwohin bringen. Im kleinen Nachbarort gibt es auch so ein Mobil. Hier auf dem Land fahren halt nicht im 10 Minuten Takt die Busse und Taxis sind teuer.
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