Aussichtspunkt Pointe du Grouin ~ Korsarenstadt St. Malo ~ Côtes-d’Armor 

Endlich – an Tag 6 unserer „Tour de France“ tauchen wir ein in das Land der Legenden:  B R E T A G N E

„Als das genaue Gegenteil des kultivierten Parisers müssen die Bretonen bis heute herhalten. Mal in der Variante fröhlicher Raufbolde mit dem Herz auf dem rechten Fleck wie die „Gallier“ Asterix & Obelix, mal in der Variante des gleichfalls gutmütig-trotteligen Dummchens vom Lande. Alle Jahre wieder genießen Hunderttausende Hauptstädter die Mischung aus vermeintlich heiler Rückständigkeit und Badeleben. Zuletzt kultivierte Eric Orsenna mit dem Bestseller „Inselsommer“ den gegenseitigen Reiz von Pariser Intellektualismus und bretonischer Urwüchsigkeit“  

Quelle.          https://www.bretagne-netz.de/168/Bretonen-Kelten.html

St. Malo, Cancale, Pordic
Das war unsere Strecke am 6. Tag unserer WoMo-Reise

Eintauchen in Erinnerungen – endlich angekommen in der Bretagne, denn der Le Mont St. Michel gehört ja zur Normandie.  In jungen Jahren bin ich hier einige Male mit Freunden gewesen. Damals gefiel uns diese von recht eigenwilligen Menschen bewohnte Region sehr gut. Damals feierten wir noch das „Fest de Noz“ mit viel Cidre zusammen mit jungen Bretonen.  Würde ich sehr enttäuscht sein, weil sich zu vieles verändert hat? Immerhin sind inzwischen rund 35 Jahre vergangen. Würden immer noch alle Orts-  und andere Hinweisschilder auch in Bretonisch zu sehen sein? Oh ja, ich wurde nicht enttäuscht. „Breizh“ – so nennen die Bretonen ihr schönes Fleckchen Erde und fast jedes Auto hat so einen Aufkleber. Es wird übrigens „Breis“ gesprochen. Ich habe extra gefragt und uns übrigens Tassen mit diesem Muster gekauft, damit das  Bretagne-Feeling komplett war.  Dass heute viele „Ausländer“ Immobilien in der Bretagne besitzen ist kein Geheimnis, aber sie bewahren, hegen und pflegen die Tradition, so dass die Bretagne immer noch ihr Flair von damals hat.  Graue Steinhäuser mit Hortensien in allen Farben davor sind die Kennzeichen der Bretagne.

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Wer in der Bretagne unterwegs ist muss außerdem wissen, dass man viel Zeit mitbringen muss, wenn man zu Landspitzen fahren möchte oder immer entlang der Küste. Oft sind die Straßen sehr schmal, führen durch viele kleine Orte und auch unzählige Kreisverkehre verhindern zügiges voran Kommen. Die gab’s früher gar nicht, aber die sind ja auch bei uns hier wie Pilze aus dem Boden geschossen.  Schneller ist man auf den größeren Straßen etwas weiter im Landesinneren unterwegs.

Um endlich den wilden Atlantik zu sehen und nicht nur Ebbe (wie am Tag zuvor am Mont St. Michel), erklärten wir „Pointe du Grouin“ bei Cancale zu unserem ersten Ziel an diesem 6. Tag und wir wurden nicht enttäuscht. So mancher wird sich nun wundern, warum wir nicht unverzüglich Cancale (bretonisch Kankaven)die Perle der Smaragdküste  angesteuert haben. Cancale – die Stadt, die mit Austern wie keine andere in Verbindung gebracht wird. Früher habe ich selbst mal die Austernbänke besucht und den Liebhabern dieser „Köstlichkeit“ beim Ausschlürfen zugesehen. Zu mehr kann ich mich nicht aufraffen. Ich finde es einfach ekelig, aber ich gönne natürlich jedem Tierchen sein Plaisierchen. Vor 35 Jahren habe ich Austern nur angeschaut und schon reichte es mir und auch jetzt mag ich sie nicht essen. Alle Austern-Liebhaber mögen es mir verzeihen!  Es gibt Meeresgetier, welches mir einfach viel besser schmeckt.

Außerdem muss man wirklich Prioritäten setzen, denn selbst drei Wochen reichen nicht, um jede sehenswerte Stadt zu besichtigen. Stadtbesichtigungen sind sehr zeitaufwändig und wir wollten uns Zeit nehmen für St. Malo – unser nächstes Ziel!  Deshalb ließen wir Cancale rechts liegen und steuerten sofort „Pointe du Grouin“ an.

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Endlich Wind, Wellen, Brandung, unendliche Aussicht auf den Ozean

Um noch viel Zeit für St. Malo zu haben, hielten wir uns nicht allzu lange auf und schon während der Fahrt suchte ich nach möglichen Parkplätzen. Nicht umsonst, denn in Frankreich sind die meisten Parkplätze mit Balken, also Höhenbegrenzungen ausgestattet. Mit einem Wohnmobil hat man auf den citynahen Parkplätzen keine Chance. Das erlebt man in Frankreich sehr häufig.

Also suchten und fanden wir einen Parkplatz ein paar hundert Meter entfernt in einer Parallelstraße und auch einen Automaten, der nicht nur die Dauer unseres Aufenthaltes wissen wollte, sondern auch unser Kennzeichen. Das muss in Frankreich sehr oft als allererstes eingegeben werden bevor man einen Parkschein erhält. Etwas, was ich hier von Deutschland nicht kenne. Das Menü ist in mehreren Sprachen aufrufbar, aber anfangs war es schwierig klar zu kommen. Bezahlt haben wir immer mit Kreditkarte, um die auch gebeten wird!

St. Malo – die berühmte Korsarenstadt  (bretonischSant-Maloù) liegt an der Mündung des Flusses Rance genau gegenüber dem Badeort Dinard, in dem ich übrigens auch schon mal einen sehr schönen Urlaub mit einer Kollegin verbracht habe. Der historische Stadtkern von St. Malo intra muros macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus und wird von drei Seiten vom Wasser umspült. Schon vor vielen Jahren war ich total verzaubert von den mächtigen Festungsmauern und dem riesigen Stadtstrand. Daran hat sich überhaupt nichts geändert, auch wenn heute viel mehr Touristen anreisen als früher, um sich diese Stadt anzusehen.  Ich könnte nun hier sehr viel über diese Stadt berichten, aber wer sich wirklich für die bemerkenswerte Geschichte dieser Stadt interessiert, klickt oben direkt auf den Link, denn ich habe eine sehr gute Webseite gefunden, die sehr viele Informationen liefert.

Vom Parkplatz aus – auf dem Weg zur befestigten Altstadt – bot sich uns dieses Bild.   Draußen zu sehen: Fort National.

Entlang der Mauer seht ihr Wellenbrecher. Wir haben den Atlantik während unserer Reise nur sanft erlebt, aber der kann auch anders.  Es war noch so warm und sonnig, dass Baden durchaus noch möglich war und das haben wir ausgenützt.  Allerdings erst in der letzten Woche in Carnac in der Südbretagne.

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Ist dieser unendliche Strand von St. Malo nicht ein Traum?

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Blick auf das Fort National und wir hätten zu Fuß hingehen können. Wieder mal Ebbe!

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An St. Malo führt kein Weg vorbei, wenn man die Bretagne bereist. Ich aber habe nur einige Fotos gemacht, denn ich wollte das Altstadt-Flair genießen, in der Sonne einen Café genießen, Menschen beobachten und Erinnerungen auffrischen.  Für Fotos hatte ich einfach keine Zeit und ehrlich gesagt auch keine Lust.  Da müsst ihr schon selber mal „eintauchen“ in die besondere Atmosphäre von St. Malo.

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Das Besondere: In der Bucht von Saint-Malo gibt es einen der größten Gezeitenunterschiede Europas: Bis zu zwölf Meter Differenz liegen zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Bei Ebbe sind deshalb vorgelagerte Inseln, die bekannteste ist das Fort National zu Fuß erreichbar.

Bekannt ist auch das erste (1966 erbaut) und bis 2011 größte Gezeitenkraftwerk “ Usine marémotrice de la Rance„, das in der Flussmündung der Rance liegt. Will man keinen riesigen Umweg fahren, muss man über den Damm des Gezeitenkraftwerks, wo sich dann der Verkehr auch mal stauen kann.

Gezeitenkraftwerk bei St. Malo
Fotoquelle: https://www.rance-environnement.net

So kann’s auch gehen, dann steht man sicher noch etwas länger als wir uns gedulden mussten. Es gibt nur diese Verbindung. Ansonsten muss man tief ins Landesinnere fahren, um über den Fluss Rance zu gelangen. Also ist Geduld gefragt, aber es gibt ja auch jede Menge zu sehen während man über den Damm fährt.

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Bild gefunden bei: https://www.bretagne-tip.de/gezeiten/gezeitenkraftwerk.htm

Drüben in Dinard angekommen hatten wir keine Lust auf eine weitere Stadtbesichtigung, denn wir waren von den vielen schönen Eindrücken in St. Malo noch ganz hin und weg und mussten diese erst mal sacken lassen.  Wer von Stadtbesichtigungen nicht genug bekommen kann, der sollte sich Dinard auch anschauen.

Es war  schon spät am Nachmittag und ich hatte als nächstes die Bucht von St. Brieuc im Visier. Wohin dort genau wussten wir noch nicht, aber das würde sich ergeben. Zu dem Zeitpunkt waren wir ziemlich müde und wir hofften, einen schönen Stellplatz oder einen Campingplatz zu finden, der ordentliche sanitäre Einrichtungen zu bieten hat. Genügend Duschen, saubere Toiletten. Würden wir Glück haben?

Ja, hatten wir!!! Als wir die Küste entlang fuhren sahen wir ein Hinweisschild: *Le Roc de L’Hervieu und wer Roc hört denkt natürlich an Felsen und so mutmaßten wir richtig, dass dieser Campingplatz auf einem Fels über dem Meer liegen müsse – und genau so ist es!  Zusätzlich hörte sich die Beschreibung der Webseite gut an.   Côtes-d’Armor ( (bretonisch Aodoù an Arvor)) so nennt sich der Küstenabschnitt hier.  Der Campingplatz liegt einmalig schön und vollkommen ruhig etwas außerhalb des nächsten Ortes, der allerdings super mit dem Rad zu erreichen ist und man beim Bäcker köstliches Baguette bekommt und der Supermarkt „La Cocinelle“ heißt (Marienkäfer).  Richtig sympathisch fanden wir „Pordic“.

Die Betreiberin des großzügigen Campingplatzes spricht sogar Deutsch und das war sowohl die absolute Ausnahme als auch eine sehr nette Überraschung.  Ist uns während unserer drei Wochen in Frankreich nur noch ein einziges Mal passiert. Die freundliche Dame war vor 30 Jahren einmal in München bei einer Bank tätig und hat ihre Kenntnisse bis heute „konserviert“. Im Sommer verirren sich sicher noch andere Wohnmobilisten nach „Pordic“ – so heißt der kleine Ort in der Nähe des Campingplatzes.

Wir durften uns selbst einen schönen, sehr großen Platz aussuchen und machten es uns dann erst mal gemütlich.

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Die meisten anderen Urlauber – ausschließlich Franzosen – wohnten alle in Mobilheimen. Wohnmobile sahen wir um diese Jahreszeit sehr wenige in dieser Gegend. Wir aber fanden die Umgebung sehr schön und beschlossen, dass wir hier mal zwei oder drei Tage bleiben wollten, um entlang der Küste zu wandern oder auch Rad zu fahren.
Darüber berichte ich beim nächsten Mal, denn die Ausblicke vom Wanderweg sind fantastisch und die Radtour nach „Binic“, einer kleinen Küstenstadt in der Nähe, war auch ein tolles Erlebnis. Wir haben erfahren, dass die Radwege wirklich sehr gut ausgeschildert sind, was wir nicht erwartet haben.

So, Schluss für heute. Ich sage: Adieu und bis bald oder auch  bretonisch:  kenavo ar c’hentañ     🙂

 

  • Die Webseite des Campingplatzes ist bei Klick auf den Link zu finden und zwar auch auf Deutsch und mit vielen Fotos.

9 Gedanken zu “Aussichtspunkt Pointe du Grouin ~ Korsarenstadt St. Malo ~ Côtes-d’Armor 

    1. Danke dir 😃 Wir waren fast 3 Wochen dort unterwegs. Nach und nach berichte ich hier von den verschiedenen Regionen, die wir entdeckt haben. Mit dem Motorrad macht das bestimmt richtig viel Spaß. LG Sigrid

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  1. Was fuer eine tolle Reise das war. Ich bin mit meinem Auto und einer Freundin 1983 in die Bretagne gefahren. Wir uebernachteten meistens in Juhe’s. Es war ein Erlebnis, doch wir hatten viel gesehen. Dinard war bei uns auch dabei, da erinner ich mich noch. Zum Ende sind wir nach Paris und dann wieder heim. Deine Fotos sind toll!

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  2. wieder mal ein toller informativer Beitrag über eine Reise in Nordfrankreich. Musst entschuldigen aber mir sagen diese Orte alle gar nichts weil ich mich ja noch nie mit Frankreich beschäftigt habe. Die Strände sind natürlich super und man denkt da doch eher an das Mittelmeer als an die Nordküste von Frankreich. Selbst Palmen sind hier zu sehen !!! Das Wetter war natürlich mal wieder großartig und da hattet ihr ja wirklich ein riesen Glück ! Also tolle Fotos leider nicht zum vergrößern !!! LG Manni

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    1. Hallo Manni,
      dankeschön. Freut mich, wenn er dir gefallen hat. Mein Augenmerk liegt ja darauf, über unsere Aktivitäten zu berichten und ich sehe meinen Blog als unser Reisetagebuch. Meine Fotos sollen die Berichte ja nur illustrieren. Bei dem Beitag habe ich die Fotos schon in kleinem Format eingebunden und erst später bemerkt. Ich fotografiere ja auch nur mit meiner kleinen Digitalkamera und die Fotos kommen natürlich niemals an die Qualität heran, die du mit deiner Kamera erreichst. Aber ich werde künftig darauf achten, dass ich sie so einbinde, dass man sie durch anklicken vergrößern kann. Deshalb danke für den Hinweis. Liebe Grüße, Sigrid

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      1. Hallo Ihr !!! Du machst das so wie du es für dich für richtig richtig hälst das ist doch keine Frage. Bleibe deinem Motto treu und so eine Reisetagebuch ist doch eine tolle Sache. Hier hast du deine Texte und Fotos und das könntest du in einem Fotoalbum nie so festhalten. Mache es so weiter wie die Möglichkeiten hast und dann man es auch Spaß ! Schönes Wochenende euch beiden !!! LG Manni

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