Von Weinbergen, treuen Weibern und „Besen“

Wie ich ja schon in meinem Beitrag Kurz vor’m Absprung  erzählt habe,  werden wir in nächster Zeit immer mal wieder für einige Tage in Weinsberg  wohnen, um auf Wohnungssuche zu gehen. Diese hübsche kleine Stadt liegt an der Württemberger Wein-  und der Burgenstraße.  Weinsberg ist bekannt für ihre Burg „Weibertreu“.   

Motiv:  Alte Postkarte

Die Kölner Königschronik erzählt zu den „treuen Weibern von Weinsberg“ folgende Geschichte, die also wirklich wahr ist.

1140 war die Burg im Besitz der Welfen, die sich mit den Staufern um die Macht im Reich stritten. König Konrad III., in seinem Gefolge sein Bruder Friedrich II. von Schwaben und mehrere Bischöfe und Fürsten (u. a. Markgraf Hermann III. von Baden), belagerte die Burg mehrere Wochen lang und schlug am 21. Dezember 1140 in offener Feldschlacht den zum Entsatz heraneilenden Welf VI. Kurz darauf ergab sich die Burg. Dem Bericht der Kölner Königschronik zufolge versprach der König den Frauen auf der Burg Weinsberg freien Abzug und gab die Erlaubnis, „dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte“. Auf die Männer wartete der Tod. Die Frauen nahmen den König beim Wort und trugen ihre Männer auf dem Rücken herab, denen sie so das Leben retteten, da der König sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, und die Burg kam aufgrund dieser Begebenheit zu ihrem Namen Weibertreu (vermutlich im Lauf des 18. Jahrhunderts).  Quelle: Wikipedia

Während unseres einwöchigen Aufenthalts war unser Terminkalender zwar ziemlich voll,  für eine Stadtbesichtigung in Bietigheim und eine Wanderung in im Weinsberger Tal haben wir uns aber trotzdem Zeit genommen.  Die Sonne schien warm und einladend  und so starteten wir am Samstag Mittag bei Sonnenschein in Richtung Löwenstein zum Startpunkt der „Weinbergtour WT 11″, die übrigens sehr gut ausgeschildert ist.  Rund 9 Kilometer ist die Tour lang und zudem im wahrsten Sinne des Wortes sehr aussichtsreich.

Löwenstein liegt etwa 20 Kilometer südöstlich von Heilbronn in Baden-Württemberg und darf sich staatlich anerkannter Erholungsort nennen.  

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Unsere Tour haben wir aufgezeichnet. Die steilen Ab- und Aufstiege sind nicht zu verachten und erfordern eine gewissen Grundkondition.  Trotzdem waren wir recht flott unterwegs.

Von Löwenstein über Rittelhof, Hößlinsülz, Breitenauer See führt die Weinbergtour wieder zurück nach Löwenstein

 

Startpunkt der Wanderung ist der Stutz-Parkplatz mit den zwei imposanten Löwen  in Löwenstein. Von dort geht’s erst mal die Badstaffel steil bergab in den Stadtteil Teusserbad zur Teusser Mineralquelle und vorbei an Schloss Lautereck, das im Volksmund aber nur „Teusser Schlössle“ genannt wird.

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Blick vom Startpunkt der Wandertour Richtung OT Teusserbad

Vorbei an der Mineralquelle  führt die Tour durch die Weinberge zum Rittelhof, wo ein Weingut und ein „Besen“  zu einer Rast einladen, sofern sie geöffnet haben.  Jetzt im März war das nicht der Fall.  Im Sommer ist es landschaftlich dort noch mal so schön!

Von hier lohnt sich auch ein Blick zurück auf Löwenstein.  Hinter dem Kirchturm zu erkennen ist die Burg Löwenstein.

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Weiter geht’s nach Hößlinsülz, wo es ebenfalls mehrere Einkehrmöglichkeiten gibt. Jetzt im März haben wir keine anderen Wanderer getroffen, an den Reben war überhaupt noch nichts „Grünes“ zu entdecken, aber die Winzer waren dabei die Reben auszuschneiden und neu anzubinden.

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Diese Rebstöcke wuchern noch wild und der Winzer hat hier noch viel Arbeit vor sich

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Nun geht die Tour weiter in Richtung Breitenauer See.  Dafür muss man die viel befahrene B39 überqueren, die an sonnigen Tagen von vielen Bikern frequentiert wird, denn die Straße nach Löwenstein und überhaupt die Gegend um Löwenstein ist reich an Serpentinen und Kurven.

Der Breitenauer See ist ein Freizeitparadies und liegt landschaftlich wunderschön eingebettet in die Weinberge rund um die Gemeinde  Obersulm  (wo wir übrigens künftig gerne wohnen würden).   Hier noch ein Foto wie es hier in unserer künftigen Wunschheimat im Sommer ausschaut.  Hier lässt es sich gut wohnen, gell?

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Foto:  © Jürgen Diether – Quelle http://www.seen.de

Wir wanderten ein nur kleines Stück am See entlang und dann erst leicht ansteigend und später steile Stufen zurück nach Löwenstein. Unterwegs wurden wir immer wieder „verführt“  den Wanderpfad zu verlassen durch Hinweisschilder zu kleinen Weinwirtschaften – hier „Wengertshäusle“ genannt.

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Zum Schluss: Steiler Aufstieg und viele Stufen und dann ein herrlich Blick zurück von Löwenstein Richtung Breitenauer See

Zum Abschluss – und weil die Zeit passte –  gönnten wir uns jeweils ein Stück köstliche Torte und einen Pott Kaffee im Café Sammet in Löwenstein.  Dieses Café kenne ich seit Jahrzehnten und die Kuchen- und Tortenqualität ist immer gleich hervorragend geblieben. Neben Kuchen, Torten und anderem Gebäck bietet das Café auch eine riesige Auswahl an Pralinen und selbst hergestellten Schokoladenfiguren an.  Zur Zeit gibt es dort Osterhasen in vielen Formen und Variationen.

Fotoquelle: http://www.weinsbergertal.com

Ein sonniger schöner Tag mit einer sehr schönen Wanderung fand so seinen krönenden Abschluss.

Und wer nicht ins Café möchte, der findet ganz bestimmt einen „Besen“.  Ein Besen ist ein Weinausschank, der nur zeitweise geöffnet hat und neben Wein auch deftiges Essen anbietet.  In Österreich heißen sie „Straußenwirtschaft“, weil ein Besen den Weg weist in diese Gastwirtschaften „auf Zeit“.  In der Gegend um Heilbronn wird allwöchentlich ein „Besenkalender“ veröffentlicht.   

Als wir in Weinsberg weilten, hatte zufällig auch der „Besen – Zum Seeblick“  in Reisach – Ortsteil von Löwenstein – geöffnet. Diese Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Das Viertele  für 2,20 EUR, das Tagesessen – selbstverständlich alles hausgemacht –  kostete 6,90 EUR und der Teusser Sprudel  in der 0,75 l Flasche gab’s für 1,00 EUR. Ein Fest für unseren Geldbeutel und unsere Gaumen und dazu noch mit Aussicht über’s ganze Weinsberger Tal!

Falls ihr mal in der Nähe seid, dann schaut doch mal, ob der Weinausschank Seeblick Lichtensterner Str. 16, 74245 Löwenstein, geöffnet hat. Es lohnt sich!


14 Gedanken zu “Von Weinbergen, treuen Weibern und „Besen“

    1. Hallo liebe ReiseEule,
      das freut mich, wenn dir der Bericht gefallen hat. Ja, mir geht wirklich das Herz auf, wenn ich da unterwegs bin. Seien es die sanften Hügel, ein See, Weinberge….. die Liebe zu gutem Essen und Wein, Geselligkeit …. Keine Ahnung, aber ich vermisse das hier sehr, weshalb ich meine letzten Lebensjahre unbedingt wieder dort verbringen möchte. Dir einen schönen Tag und liebe Grüße, Sigrid

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  1. Ganz toll beschrieben-mein Kompliment, und wie ich ja feststellen durfte, mit wirklichschönen Photos-eine tolle Gegend!Und sich nach der Wanderung zu belohnen ist ein Muss!

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    1. Dankeschön! Ja, diese Gegend habe ich ins Herz geschlossen und da will ich wieder hin, obwohl ich ja eigentlich aus der Gegend um Stuttgart herum komme – von den „Fildern“, wo es auch schön ist, aber 1985 bin ich ins Heilbronner Land gezogen und betrachte inzwischen diese Gegend als meine Heimat! Sonnenreich, sanfte Landschaft mit Seen und Weinbergen, Wälder und viele Flüsse. Eine Zwischenstation war jetzt das Ruhrgebiet, aber das wird mir immer ein wenig fremd bleiben 😉 Schönen Abend wünsche ich und ein schönes Wochenende!

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  2. im rheingau heißen diese „besen“ zwar nicht „straußenwirtschaft“ wie in österreich sondern nur „straußwirtschaft“ und es gibt den spruch „wo*s sträußle hängt wird ausgeschenkt“. aber ganz gleich ob besen oder strauß – hauptsache es gibt einen guten schoppen (oder auch ein viertele mit henkel) und einen kräftigen happen…

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    1. So ist es Peter! Wir lieben unsere „Besa“, denn nirgends kannst du so günstig essen, mit Freunden zusammen sitzen, quatschen, einen guten Wein genießen wie hier. Und der Wein kommt direkt aus dem eigenen Weinkeller! Da weiß man/frau, was man hat. Wir haben uns übrigens 6 Flaschen Muskattrollinger Rosé gekauft. Weine direkt beim Erzeuger kaufen, ist immer gut!

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    1. Wir hätten schon eine Wohnung dort bekommen können. Vieles hat gepasst: Größe, Garten, Terrasse, aber anderes wiederum gar nicht. Wir hatten in der Woche drei Besichtigungen. Zwei Wohnungen hätten wir bekommen können. Eine war gradezu fast perfekt – auf dem Land mit großem Garten, aber in einem Dorf mit knapp 400 Einwohnern. Da hat meine bessere Hälfte gestreikt. Von einer Großstadt mit knapp 600000 Einwohner in ein Dorf mit – ohne nix – nicht mal ein Bäcker.
      Also suchen wir weiter, denn die andere Wohnung kam gar nicht in Frage.
      Aber Obersulm – Ausfahrt am Weinsberger Kreuz – ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Heilbronn und Stuttgart sind leicht erreichbar, die Umgebung ist traumhaft . Deshalb wäre es schön, wenn wir dort was finden. Der Wein ist ja eh gut! 😀 Liebe Grüße! Sigrid

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      1. Es freut mich für euch wenn ihr schon was in Aussicht habt oder zumindestens die Auswahl habt ! Ein Dorf mit 400 Einwohner ist natürlich schon sehr klein. Wäre ich auch nicht begeistert, aber ihr werdet bestimmt noch das richtige finden wo beiden zusagt ! Schönes Wochenende Manni

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