Teil 1:
Oh Schreck, oh Schreck – ein Koffer weg
„Freu‘ dich nie zu früh“, sagte meine Mutter immer und dieses Mal sollte sie Recht behalten, denn nach unserer Ankunft war erst mal Frust angesagt.
Koffer weg – ein Albtraum, denn das bedeutet Formulare ausfüllen, Ärger, Zeitverlust und die Urlaubsvorfreude ist erst mal futsch und das gleich nach der heiß ersehnten Ankunft. Bisher nie passiert, aber einmal ist immer das erste Mal. Einer unserer Koffer stand schon längst neben uns und alle anderen hatten sich ihres Gepäcks ebenfalls bemächtigt, nur ein einsamer roter Koffer kreiste noch auf dem Gepäckband. Rot ist meiner ja auch, aber der da einsam seine Runden zog war definitiv nicht meiner. Sofort hatte ich den berechtigten Verdacht, dass mein Koffer einer Verwechslung anheim gefallen sein musste, aber ich hatte doch so ein auffälliges Schild angebracht, zwei kleine Schlösser dran – sowas MUSS doch einfach auffallen, wenn man sich sein Gepäck vom Band fischt. Nächstes Mal kommen wieder die auffälligen giftgrünen Koffergurte zum Einsatz. Die stechen jedem ins Auge – H O F F E N T L I C H!
Also missmutig und zum Schalter „Lost Baggage“. Dort habe ich in Englisch dem freundlichen Sizilianer zu erklären versucht, was passiert war. Leider war dessen Englisch – milde ausgedrückt – eine Katastrophe, aber mit Hilfe von Händen und Füßen und einigen Brocken Italienisch war ihm dann klar, was ich mit „Verwechslung“ meinte. Inzwischen war bestimmt schon fast eine Stunde vergangen und sinnlos Zeit vertan, was mich furchtbar ärgerte als plötzlich Bewegung in die Sache kam. Von der anderen Seite des „Lost Baggage“-Schalters – also schon nach Verlassen der Ankunftshalle – stand eine Ehepaar mit einem – welch‘ Wunder – roten Koffer. Auf Nachfrage, ob ihm mein Anhänger und das Schloss oben nicht aufgefallen seien, meinte das Paar, sie hätten nicht so genau hingesehen, was mich auf die Palme brachte, denn fischt man/frau sich wirklich einfach einen Koffer vom Band und läuft damit weg? Ohne mal zu überprüfen, ob es wirklich der eigene ist? Sieht man doch, oder? Genau so oder so ähnlich habe ich das diesem Ehepaar dann wohl auch verklickert und endlich konnten wir los marschieren Richtung Mietwagen-Abholung „Sicilia by Car“. Da war ich aber immer noch ziemlich „auf der Palme“. Draußen vor dem Airport hat aber Siziliens warme Sonne so freundlich auf mich herunter gelacht, dass ich schnell wieder von derselben herunter gekommen bin, um sie alsbald wieder zu erklimmen 😉
Gut zu wissen: Mietwagen; Tricks und -Tipps und sonstige Vorkommnisse
Wer Italien kennt oder schon mal auf Sizilien war, weiß, dass die Straßen dort unglaublich eng sein können und die Parksituation eine Katastrophe ist. Also reservierten wir einen Kleinstwagen so in der Art: Fiat Panda, VW Up m. automatischem Getriebe. Bei Sicilia by Car bekamen wir dann – sehr zu unserem Erstaunen – einen Peugeot 2008 als fahrbaren Untersatz (SUV), mit 3000 km so gut wie neu und wie wir später recherchierten, ungefähr 400 € teurer als der von uns bestellte kleine Flitzer. Um nach dem Ärger mit dem vertauschten Koffer endlich losfahren zu können, nahmen wir den Schlüssel und bestanden nicht auf dem Kleinstwagen, was noch mal Bürokratie nach sich gezogen hätte. Die Frage, ob es ein Auto mit automatischem Getriebe sei, wurde bejaht. Am Schalter im Büro sagte man uns außerdem, dass das Auto keine Kratzer und Beschädigungen habe, aber auf solche Aussagen verlasse ich mich niemals bei Mietwagen. Der stand dann in einer Garage im Dämmerlicht und wir konnten nicht erkennen, ob die Behauptung stimmte. Also los zum „Check Out“ Schalter und gefragt, ob wir das Auto bitte mal in der Sonne unter die Lupe nehmen könnten. Na ja, wenn Blicke töten könnten, aber ich bestand drauf und mein siebter Sinn hat wieder mal funktioniert. Auf der Kühlerhaube zwei deutlich sichtbare Kratzer, hinten an der Hecktür ebenfalls etliche Kratzer, auch an der Stoßstange und die Türverkleidungen innen waren vom Aus- und Einsteigen ziemlich ramponiert. Das habe ich ALLES fotografiert bis der „freundliche “ Mitarbeiter Zeit hatte und ich ihm die Mängel zeigen konnte. Genau das wurde dann nachträglich ins Übergabe-Formular eingetragen, protokolliert und von ihm unterschreiben. Meine Fotos mit Datum habe ich ihm auch gezeigt, falls später „Reklamationen“ kommen sollten. Mit mir jedenfalls nicht!
Wären wir einfach los gefahren, hätten wir uns fürchterlich geärgert bei Übergabe vor Abflug, denn da hat der Mitarbeiter das Auto bei hellstem Tageslicht so richtig unter die Lupe genommen und ganz genau hingeschaut. Sogar hinten unter der Abdeckung hat er alles umgewühlt. Dachte der, wir verscherbeln den Ersatzreifen? Oder was? Die Kratzer wären uns angelastet, unsere Kreditkarte entsprechend belastet worden und wir hätten uns später darum kümmern müssen, unser Geld von Sunny Cars, wo wir den Mietwagen online reserviert hatten, wieder zu bekommen, denn wir mieten immer mit „Vollschutz“ und die Selbstbeteiligung wird dann in Deutschland zurück erstattet, aber den Ärger und Aufwand kann man vermeiden, wenn man bei Abholung wirklich ganz genau hinsieht. Sunny Cars habe ich eine Mail geschrieben und darum gebeten, ihren Anbieter vor Ort mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Antwort: Wir kümmern uns darum und prüfen das vor Ort. Außerdem bekamen wir einen Gutschein zugesandt, was auch ein Ausgleich dafür war, dass der Mietwagen kein automatisches Getriebe hatte – wie von uns gebucht – sondern normales Schaltgetriebe, aber um Zeit zu sparen, verzichteten wir auf einen Tausch.
Was uns dann sofort noch auffiel: Nirgends am Auto war ein Hinweis, dass es sich um einen Mietwagen handelte, was z.B. auf Mallorca oder Teneriffa üblich ist – hinten im Heckfenster. Da wissen Einheimische sofort, dass wieder mal ein ortsunkundiger Tourist mit Leihwagen unterwegs ist. Wir können nur mutmaßen, warum auf Sizilien jeglicher Hinweis fehlt, haben wir doch nach unserer Heimkehr in verschiedenen Foren gelesen, dass Touristen in Mietwagen in Catania schon mit einer einfachen, aber richtig dreisten „Masche“ um ihr Hab und Gut gebracht wurden: Ein Motorroller stoppt durch Halten vor dem Auto, die naiven und nichts böse ahnenden Touristen in ihrem Mietwagen. Sobald das Auto steht, erscheint wie aus dem Nichts noch ein weiteres „Diebespaar“ auf einem anderen Roller, reißt die Türen auf und klaut Handtaschen und/oder Gepäck, Fotoausrüstung von der Rückbank oder auch die Handtasche im Fußraum. Sie gehen dabei unglaublich schnell, dreist und professionell vor. So die Berichte im Internet. Die sind allerdings schon zwei Jahre alt (und ich gebe sie hier nur wieder), aber ich vermute, dass aus diesem Grund keines der Mietfahrzeuge mehr irgendwelche Hinweisschilder auf eine Mietwagenfirma trägt.
Bei uns hätte das sowieso nicht geklappt. Wir hatten die Verriegelung drin und hätten wild gehupt in so einer Situation, um diese dreiste Bande zu vertreiben. Aber immerhin, gut zu wissen, wofür eine Verriegelung gut sein kann. Wir haben auch sonst nirgends mehr auf Autos „Werbung“ für Mietwagenfirmen gesehen und wurden auch nicht überfallen, weder im Auto noch in den dunklen Gassen Palermos
Zum Staunen: Orangen- und Mandelbäume, schneebedeckte Bergspitzen
Sizilien hat uns von Anfang an überrascht. Warum weiß ich gar nicht so genau zu sagen, denn natürlich hatten wir uns vorher gut informiert, Videos geschaut, Reiseführer gelesen und im Internet recherchiert. Als wir mittags bei 15 º und Sonne ankamen, freuten wir uns bereits auf die etwa zweistündige Fahrt von Catania in Richtung Palermo nach Cefalú, wo wir ein schönes Hotel entdeckt und gebucht hatten. Einmal quer über die Insel von Osten an die Nordküste und dabei schon mal etwas von dieser schönen Insel sehen und erste Eindrücke sammeln – so war der Plan. Also los auf die Autobahn und rund 200 km zum Reiseziel.
Unterwegs staunten wir nicht schlecht über schneebedeckte Berge und Hinweisschilder zu Skiliften. Ja, damit hatten wir nicht gerechnet, auch nicht mit den vielen Bergen, den saftig grünen Wiesen und Weiden mit Kühen. Irgendwie kamen wir uns manchmal vor wie im Allgäu, wären da nicht auch immer wieder riesige Orangenplantagen und blühende Mandelbäume zu sehen gewesen. Dass wir gleich bei Ankunft durch „Le Madonie“ – Nationalpark – einer Gebirgskette, direkt hinter bzw. südlich unseres Reiseziels „Cefalú“ gelegen, fahren würden, war uns bewusst, aber nicht die Höhe der Berge. Der Pizzo Carbonara ist mit 1979 Meter der höchste Berg Siziliens – nach dem Ätna – und in schneereichen Wintern wird dort Ski gefahren. Kein Wunder also, dass der Gipfel schneebedeckt war. Es gibt aber in „Le Madonie“ noch weitere sechs Berge über 1900 Meter. Und den Ätna – den sagenumwobenen Vulkan Siziliens. Er ist Europas größter und aktivster Vulkan und das typischste geografische Merkmal von Sizilien. 3323 Meter hoch thront er majestätisch über der Stadt Catania. Er ist nicht zu übersehen, auch wenn er sich uns bei der Ankunft und beim Abflug nur in „Wolken umhüllt“ gezeigt hat. Schade!
Hier Fotos, die ich während der Fahrt aus dem Fenster gemacht habe:



Um eine Erfahrung reicher: Sizilien ist die größte Mittelmeerinsel und die Entfernungen sind sehr viel größer als auf Mallorca oder den Kanaren!
Mit den Ausmaßen der kleinen Inseln Mallorca, Teneriffa oder Gran Canaria hat Sizilien nichts gemeinsam. Sizilien ist 25,460 Quadratkilometer groß und hat rund 5 Mio Einwohner. Zum Vergleich: Mallorca ist 3640 Quadratkilometer groß und hat rund 850ooo Einwohner und Teneriffa, wo eine Umrundung der Insel an einem Tag durchaus kein Problem ist – 2034 Quadratkilometer.
Kurz mal nach Palermo fahren von Cefalú aus? Sieht auf der Karte ganz nah aus, sind aber 80 km, nach Messina 175 km und Taormina um die 220 km – einfache Strecke wohlgemerkt. So nahmen wir uns vor allem nähere Ziele vor, wobei natürlich Palermo auf keinen Fall fehlen durfte, ebenso wenig Monreale mit seiner berühmten Kathedrale Santa Maria Nuova. Alles andere wollten wir morgens spontan nach dem Frühstück entscheiden – je nach Lust und Laune und abhängig vom Wetter.
Der Ätna-Ausflug wäre für meinen Geburtstag vorgesehen gewesen (rund 400 km hin und zurück) , aber das Wetter verhieß nichts Gutes und Luciano von der Rezeption meinte, für den Ätna brauche man den „perfekten Tag“, denn wir wollten ja nicht nur mit der Gondel nach oben, sondern mit Jeeps bis zum Krater und diesen einmal umrunden. Leider war mir das nicht vergönnt. Da werde ich wohl noch einmal nach Sizilien fliegen müssen 😉 Immerhin hat Sizilien vier Airports zu bieten: Palermo, Catania, Trapani, Comiso.
Benvenuto in Cefalú
Nachdem wir also schon unterwegs schon begeistert waren von den vielseitigen Landschaften, den tollen Eindrücken freuten wir uns auf unsere Unterkunft in Cefalú. Zuerst aber hieß es nach der Abfahrt von der Autobahn: „ALT“ STAZIONE – bitte anhalten und bezahlen. Wir hatten aber gar kein Ticket gezogen bei der Auffahrt, weil die Schranke oben war und wir dachten, dann ist wohl heute freie Fahrt angesagt? Dass immer ein Ticket bereit liegt, hatten wir übersehen. So und nun? Gut, dass der Schalter vor der Schranke von einer Frau besetzt war und wir auf ahnungslos machen konnten. Ticket? Nö, haben wir keines! Wir mussten 90 Cent bezahlen und schon ging die Schranke hoch. Puh, noch mal Glück gehabt!
Auch wenn Mautgebühren für viele ärgerlich sind, wir haben Autobahnenfahrten erlebt, von denen wir hierzulande nur träumen können. Oft waren wir mutterseelenalleine unterwegs auf langen Abschnitten.Zudem führt die Autobahn entlang der Küste über viele Brücken, durch Galerien und Tunnels mit traumhaften Ausblicken aufs Meer.
Endlich an unserem Zielort Cefalú und im Hotel „Artemis“ angekommen, stellten wir sehr erfreut fest, dass wir einen Glücksgriff getan hatten mit der Wahl des Hotels und wir alles fußläufig erreichen konnten: Meer, Strand, Altstadt, Supermärkte, Bahnhof. Unser Auto durfte in der Tiefgarage parken, was eine große Erleichterung war, denn Parkplätze sind unglaublich rar. Nach einem langen Tag richteten wir uns erst mal gemütlich ein in unserem hübschen Zimmer. Au unserem Balkon konnten wir durch die Häuser einen Blick auf das Meer erhaschen und starteten noch am selben Abend eine kleine Entdeckungstour.
Mit so herrlich blauem Himmel begrüßte uns Cefalú mit seiner hübschen Altstadt und einem langen, schönen Strand. Hinten ist „La Rocca“ zu sehen. Den kann man „besteigen“ und hat eine traumhafte Aussicht – Fotos folgen.

Was wir sonst noch alles entdeckt, gesehen und erlebt haben – darüber berichte ich im 2. Teil – allerdings mit viel weniger Worten. Ab Teil 2 lasse ich hauptsächlich Bilder sprechen.
Ich freue mich, wenn euch mein Beitrag gefallen hat und wer eigene Erlebnisse und Erfahrungen beisteuern will, benutze dafür gerne und ausführlich das Kommentarfeld.
Bis bald – oder wie der Italiener sagt: A presto 🙂
☼Sigrid☼
Je te souhaite une belle fête de Pâques….Bisous

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es muss unglaublich schön sein, passt auf euch auf, mache eine Pause, alles Gute für das Fest, KLaus
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Ich war noch nie in Sizilien und das sieht natürlich sehr verlockend aus. Daher bin ich gespannt auf mehr Fotos. Mit dem Koffer habt ihr ja noch mal Glück gehabt; das hätte sich auch langwierig gestalten können. Deshalb soll man ja immer entsprechend packen, damit man in einem Koffer dann wenigstens für beide Kleidung hat. Und mit dem Auto wart ihr ganz schön clever!
Liebe Grüße und schöne Ostertage,
Ingrid
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Die „kleinen Zwischenfälle“ nach unserer Ankunft waren tatsächlich eine Ausnahme. Wir holen meistens ein Auto ab, aber auf Teneriffa oder Mallorca lief das wesentlich entspannter ab als auf Sizilien. Wir waren ein wenig vorgewarnt, weil wir über den Mietwagenanbieter dort eben schon ein wenig recherchiert hatten und deshalb besonders gut „kontrolliert“ haben. In Italien haben wir bisher noch nie ein Auto geliehen, weil wir da normalerweise im eigenen hinfahren, aber Sizilien ist dann doch ein wenig weit weg 😀 Übrigens: Der Flug Catania-Düsseldorf dauerte etwas mehr als zwei Stunden – unsere Fahrt von Düsseldorf an unseren Wohnort – 65 km – dauerte genauso lang. Die unendlichen Staus sind wirklich total nervig. LG 🔆Sigrid🔆
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Oh…. das könnte mir gefallen! Sieht sehr romantisch aus.
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Wenn du das Städtchen meinst, dann habe ich da noch jede Menge Fotos, die ich dann noch als Galerie präsentieren werde. Die Altstadt ist sehr, sehr romantisch mit ganz engen Gassen und vielen schönen Restaurants.
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Sieht wirklich schnuckelig aus da. Und die „Italien für Anfänger“-Anleitung hast du ja heute auch schon mitgeliefert 🙂
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